Wasser marsch!
Ob häufige Toilettengänge, Nachtröpfeln oder schwacher Harnstrahl: Gutartige Prostatabeschwerden sind lästig. Doch es gibt viele Wege aus der misslichen Lage.
Ständiger Harndrang. Der Urinstrahl wird schwächer, teilweise sogar unterbrochen. Es tröpfelt nach. Dazu das Gefühl, dass sich die Blase kaum entleert. Steckt die Prostata dahinter?
Zum Glück häufig nicht. Eine gutartig vergrößerte Vorsteherdrüse ist meist der Grund, wenn der Toilettengang zur Qual wird. Denn die Drüse liegt direkt unter der Harnblase und umschließt einen Teil der Harnröhre. Wächst die Prostata, engt sie diese ein. Laut der Deutschen Krebsgesellschaft muss jeder Mann ab dem 50. Lebensjahr mit Prostatabeschwerden rechnen.
Männer leiden still
Warum das kleine Organ an Größe zunimmt, ist wenig erforscht. Gene und Hormone stehen unter Verdacht. Möglicherweise setzt auch die Kombi krankhaftes Übergewicht, erhöhte Blutfettwerte und zu hoher Blutdruck die Prostata unter Druck.
Auch die Seele leidet. Nicht selten versucht das vermeintlich starke Geschlecht, die Beschwerden beim Wasserlassen mit sich alleine auszumachen. Dabei ist viel gewonnen, wenn der Arzt früh die Diagnose stellt. Er kann die erlösende Nachricht überbringen, dass das Gewebe nicht bösartig wuchert.
Zugleich beugt rechtzeitiges Handeln Komplikationen vor. Auch lassen sich die Weichen für die richtige Therapie stellen. Verspürt der Patient keinen Leidensdruck, kann diese auch darin bestehen, nichts zu unternehmen. Nehmen die Beschwerden beim Wasserlassen zu, können Medikamente sie lindern. Verschiedene Wirkstoffe stehen zur Auswahl. So setzen viele Betroffene auf pflanzliche Helfer, die es rezeptfrei in der Apotheke gibt. Die Präparate enthalten zum Beispiel Extrakte aus Brennnesselwurzel, Kürbissamen, Sägepalmenfrüchten oder Roggenpollen.
Überschüssiges Gewebe abtragen
Stärker wirksam sind synthetische Mittel, die der Arzt verordnet. Je nach Inhaltsstoff entspannen sie die Muskeln in Prostata und Blasenhals, bremsen das Wachstum der Vorsteherdrüse oder dämpfen die Blasenaktivität. Allerdings können die Beschwerden trotz medikamentöser Therapie so belastend werden, dass eine Operation ratsam ist. Der Schritt ist auch notwendig, wenn Komplikationen auftreten. So kann es passieren, dass sich im fortgeschrittenen Stadium der Prostatavergrößerung die Blase nicht mehr spontan entleeren lässt.
Auch häufig auftretende Infektionen oder Nierenprobleme erfordern einen chirurgischen Eingriff. Es gibt mehrere schonende Verfahren. Für welche sich der Operateur entscheidet, hängt individuell von der Krankengeschichte des Patienten ab. Der Operateur kann überschüssiges Prostatagewebe beispielsweise mit Hilfe von Strom oder Laserverfahren abtragen.
Das können Sie selbst tun
- Vorm Zubettgehen nicht so viel trinken. Noch einmal zur Toilette gehen.
- Insgesamt harntreibende Getränke wie Kaffee oder Bier meiden oder reduzieren.
- Toilettentraining: Suchen Sie erst bei großem Druck das WC auf.
- Lassen Sie Pfunde bei Übergewicht purzeln.
- Hat der Arzt wassertreibende Blutdrucksenker verschrieben? Mit ihm besprechen, ob sich der Zeitpunkt der Einnahme verschieben lässt – oder es ein anderes Mittel gibt.
Wann unbedingt zum Arzt?
- Wenn Beschwerden plötzlich stark zunehmen.
- Bei Blutbeimengungen im Urin.
- Es treten immer wieder Blaseninfektionen auf.
- Die Blase lässt sich nicht mehr entleeren.
- Sie haben Nierenschmerzen.
Unabhängig von Beschwerden: Nutzen Sie einmal pro Jahr die Früherkennungsuntersuchung auf Prostatakrebs. Die Krankenkasse übernimmt bei Männern ab 45 Jahren dafür die Kosten.
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